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Forum Heute zum Thema: BWZ Obwalden Auch ein Traumjob geht mal zu Ende 35 Jahre lang unterrichtete er angehende Schreiner am BWZ Obwalden in Sarnen. Jetzt geht Willy Bissig (65) in die wohlverdiente Pension. Nachfolgend erzählt er uns von seinen Erfahrungen mit den Jugendlichen und von seinen Zukunftsplänen. Am 31. Oktober hat Willy Bissig (65) seinen letzten Arbeitstag. Während 35 Jahren vermittelte er rund 1700 jungen Frauen und Männern das Schreinerhandwerk im Rahmen von überbetrieblichen Kursen – in Sarnen, Altdorf und Zug. Eine bemerkenswerte Laufbahn, die so keineswegs geplant war. Nach seiner Schreinerlehre besuchte der junge, ambitionierte Bissig die Holzfachschule Biel, absolvierte die Meisterprüfung und leitete während fünf Jahren die Produktion einer Schreinerei in Küssnacht. Warum dann der abrupte Wechsel in die Berufsbildung? «Auslöser war der Sport», erinnert sich der passionierte Skifahrer aus Bürglen/UR, der nicht nur selber Rennen fuhr, sondern gleichzeitig den Skinachwuchs trainierte. Die Arbeit mit den Jungen fand er derart bereichernd, dass er beschloss, auch im Berufsleben junge Menschen weiterzuentwickeln. Die beste Entscheidung Heute, dreieinhalb Jahrzehnte später, spricht Willy Bissig von der «besten Entscheidung meines Lebens» und von einem «Traumjob». Das Fachliche möge sich zwar irgendwann wiederholen, nicht aber das Menschliche. «Jeder Lernende ist anders», sagt er. «Die einen brauchen mehr, die anderen weniger Unterstützung. Die einen sind tough, die anderen sensibel.» Die Herausforderung bestehe darin, jede und jeden abzuholen und bestmöglich durch die 4-jährige Lehre zu begleiten. Bissig: «Voraussetzung dafür ist, dass man die Jungen ernst nimmt und respektvoll behandelt, egal wie sie aussehen und welche Schulnoten sie mitbringen.» Das scheint ihm ganz gut gelungen. Mehr als einmal habe sich ein Lernender nach erfolgreichem Lehrabschluss persönlich bei ihm bedankt. «Kein Wunder», sagt Urs Burch, Leiter Amt für Berufsbildung des Kantons Obwalden. «Willy Bissig war nicht nur fachlich, sondern auch menschlich ein Topmann.» Wieder mehr in die Berge Wichtig sei zudem, ein offenes Ohr zu haben für die Sorgen und Nöte der Jungen. Dann merke man nämlich, dass sie gar nicht so desinteressiert sind, wie oft behauptet wird. «Klar, die Jungen ticken ein bisschen anders, aber sie sind nicht schlechter als wir früher», ist Bissig überzeugt. Das beste Beispiel sei Elmar Wyrsch. Der junge Urner, ehemaliger Schreinerstift von Willy Bissig, nahm im September an den WorldSkills in Lyon teil und kehrte mit einer Silbermedaille zurück. Was Bissig allerdings feststellt: Die Jungen seien heute schneller am Anschlag. Der Grund liegt für ihn auf der Hand: «Ihr Kalender ist konstant überfüllt, sie kommen nie zur Ruhe.» Sein eigener Kalender soll übrigens ab sofort nicht mehr prallgefüllt sein. Willy Bissig freut sich auf die Zeit, wo er vermehrt tun kann, wozu er gerade Lust hat. Zum Beispiel Skifahren, wandern, auf dem Bauernhof seines jüngeren Bruders mithelfen und natürlich die beiden Enkelkinder hüten. Auch dem Schreinergewerbe wird er in gewissen Funktionen treu bleiben. Unter anderem im OK diverser Berufsmeisterschaften. Über Nacht von 100 auf 0 runterzuschrauben, will er gar nicht. Zu viel hat ihm die Arbeit in den letzten 35 Jahren gegeben. DANIEL SCHWAB

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